Die europäische Menschheitsgeschichte wird auch von Flucht und Integration geprägt. Philipp Ther zeichnet Stationen dieser Entwicklung nach und beantwortet offene Fragen der Debatte: Auf welcher Basis wurde Flüchtlingspolitik im modernen Europa konzipiert, wer beeinflusste sie mit welchen Zielen und wie funktionierte dieser Ansatz? Ther blendet auch die Flucht aus der DDR nicht aus und spannt aktuell den Bogen bis zum Bürgerkrieg in Syrien. Zudem analysiert er, wie Integration bisher gelang. Sein Fazit: Flüchtlinge waren „fast immer eine Bereicherung für die Länder, die sie aufnahmen, und ein Motor wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen.“ Wer dieses Thema offen und an Fakten interessiert diskutieren möchte, sollte dieses Buch lesen.
Philipp Ther: Die Außenseiter – Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa. Suhrkamp 2017, 436 Seiten
Auch Karl Marx floh einst, und zwar von Preußen nach London. „Sein zentrales Thema, von Skeptikern und Gegnern jeder Couleur noch immer leidenschaftlich bestritten, war die Freiheit. Und da, wo sie an ihre Grenzen stößt, die Befreiung.“ So sieht Jürgen Neffe das Werk des großen Philosophen und Ökonomen. Er erzählt das Leben von Karl Marx aus vielen verschiedenen Perspektiven: So untersucht er seine Beziehungen zu Vorbildern, Partnern sowie Konkurrenten und lässt zahlreiche Zeitgenossen zu Wort kommen, verwendet anderseits viel Raum für die Entwicklung des Marx’schen Universums. Vor allem aber spiegelt er den Einfluss von Marx auf die heutigen Herausforderungen aus der Sicht von Bewunderern und Kritikern, hinterfragt ihre Antworten. Dieses gewaltige Buch sorgt für Erkenntnisgewinn und Unterhaltung. Eine brillante Biografie eines brillanten Denkers.
Jürgen Neffe: Marx – Der Unvollendete. C. Bertelsmann 2017, 656 Seiten