Um es kurz zu sagen: „Flash Boys“, die Hochfrequenzhändler, werden die Aktienmärkte sicher in die Katastrophe führen, nur eben sehr viel schneller als bisher erwartet. Sie handeln im Millisekundenbereich, testen das Kaufinteresse und treiben die Preise nach oben. Dann sahnen sie ab, zum Nachteil anderer Händler. Kaum dass das Buch von Michael Lewis in den USA erschienen war, nahm das FBI die Ermittlungen auf. Denn: „Der Aktienmarkt wurde immer undurchschaubarer und verhielt sich gleichzeitig immer unberechenbarer. Nicht nur die Kurse waren unberechenbarer, sondern der Markt selbst, und die Unsicherheit, die dies zu Folge hatte, musste früher oder später auch auf ausländische Aktienmärkte, Rentenmärkte, Terminbörsen und Währungsmärkte übergreifen, die das amerikanische System imitiert hatten.“ Doch auch Michael Lewis erwartet nicht, dass der Hochfrequenzhandel reguliert wird, solange ungezügelte Gier die Protagonisten des Finanzsystems antreibt.
Michael Lewis: Flash Boys – Revolte an der Wall Street. Übersetzt von Jürgen Neubauer; Campus 2014, 288 Seiten
Wer wissen will, wie groß die Schlupflöcher für die Steuervermeider tatsächlich sind, erfährt es zuverlässig vom Steueranwalt Achim Doerfer. „Wollen wir ein Zwei-Klassen-Steuersystem? Wollen wir, dass die Schwachen Steuern nicht vermeiden können, die Starken aber schon?“ fragt er etwas zornig zu Beginn. Schnell wird klar: steuerhinterziehende Promis sind eigentlich kleine Fische, befeuern aber die öffentliche Diskussion. So richtig teuer kommen die Allgemeinheit bereits ganz legale Steuervermeidungsmodelle, die von darauf spezialisieren Unternehmen entwickelt und mit großem Aufwand verteidigt werden. Achim Doerfers Vorstellungen von Gerechtigkeit und Steuergestaltung sind eher liberal geprägt, doch auch er erinnert Superreiche und Konzerne an ihre gesellschaftliche Verantwortung.
Achim Doerfer: Die Steuervermeider. Wie wir um Milliarden betrogen werden – Reichtum schützt vor Steuern. Hoffmann und Campe 2014, 256 Seiten