Im Juli 2016 lernte Meghan Markle in London Prinz Harry kennen und bald darauf bewegte sich beider Leben in völlig neuen Bahnen. Mit welchen Erfahrungen ging sie in diese Beziehung? Als sie Ende Januar in Los Angeles die Premiere der fünften Staffel ihrer Fernsehserie Suits feierte, standen in ihrem Kalender bereits vielversprechende Termine. Mitte Februar sollte sie im Auftrag der UNO erneut nach Ruanda fliegen. Für das Frühjahr war der Start ihrer ersten Modekollektion geplant. Sie war 35 Jahre alt und „bis über beide Ohren in ihre Rolle als Schauspielerin, Wohltäterin und Fashionista vertieft“, fasst Andrew Morton zusammen.

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Bis sie regelmäßig wie im November 2014 für Suits im Studio stand, musste sich Meghan Markle oft mit kurzen Auftritten begnügen. „Ich wuchs in der Filmbranche auf und war mit meinem Vater ständig an irgendwelchen Sets,“ denn Thomas Markle arbeitete als Beleuchtungsdirektor. „Schauspielerin zu sein ist für mich einfach selbstverständlich,“ zitiert Andrew Morton aus einem Interview. Sie spielte unter anderem in fünf Pilotfilmen, die nicht in Serie gingen, ließ sich davon nicht entmutigen. 2010 suchten Produzenten nach einer „Frau, die tough und kämpferisch ist, aber gleichzeitig bezaubernd.“ Meghan Markle erhielt die Rolle der Anwaltsgehilfin Rachel Zane. Für die Dreharbeiten der Staffeln zog sie von Los Angeles nach Toronto. Eine Ehe und eine spätere feste Beziehung scheiterten, weil ihre Partner und sie sich auseinanderlebten.

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„Meghan wusste, dass sie sichtbarer werden musste. Von dem Moment an, da Suits erfolgreich war, hatte sie bemerkt, dass ihr junges Publikum – vor allem Mädchen im Teenageralter – tatsächlich dem Gehör schenkte, was sie zu sagen hatte,“ schreibt Andrew Morton und erinnert an ihre steigende Followerzahl in den sozialen Netzwerken. „Sie hatte eine authentische Sichtweise auf ein wahres Kaleidoskop von Themen, sie brauchte nur eine Möglichkeit, um sie kundzutun.“ Jahre zuvor schilderte sie im anonymen Blog Working Actress, wie sie um ihren Platz als Schauspielerin kämpfte. Auf ihrer neu gegründeten Lifestyle-Website The Tig beschäftigte sie sich mit Essen, Reisen, Mode und schrieb Texte „zu sozialen und politischen Themen, die Frauen betrafen.“ Schon als Schülerin hatte sie sich für Gleichberechtigung eingesetzt.

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Nachdem sie einen Essay über die Unabhängigkeit der Frauen veröffentlichte, lud UN Women sie ein, sich an einem neuen Programm zur Gender-Gleichstellung zu beteiligen. Anfang 2015 reiste sie dafür nach Ruanda und sprach am 10. März als neu ernannte UN-Sonderbotschafterin für Frauen in Führungspositionen und politische Mitbestimmung vor den Vereinten Nationen. „Wie es aussah, hatte sie es geschafft: Sie war eine junge, redegewandte Kämpferin mit einer stylischen, angesagten Website und einer erfolgreichen TV-Karriere,“ schreibt Andrew Morton. „Doch merkwürdigerweise schien ihre Rede vor UN Woman der vorläufige Höhepunkt ihres Engagements in der internationalen Organisation zu sein.“ Bei Treffen der Weltbank und der Clinton-Stiftung lernte sie Prominente aus Politik und Wirtschaft kennen.

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Andrew Morton recherchierte, wie sie ihr Netzwerk weiter ausbaute. Für manche Auftritte erhielt sie beträchtliche Summen, vermittelt von einer renommierten Londoner Marketingagentur. Diese vertrat auch die Wohltätigkeitsorganisation One Young World, für die sich Meghan Markle ebenfalls engagierte. Ihre geschäftlichen Projekte liefen immer besser. Modemagazine sponserten Reisen, sie drehte Werbespots und mit dem Online-Shop auf ihrer Website verdiente sie ebenfalls Geld. Vertraut mit der Geschichte der Windsors und bekannt für seine Diana-Biografie erwartete er, dass die Hollywood-Schauspielerin alle Herausforderungen ihrer neuen Rolle meistern werde. Aus seiner Sicht „lässt sich durch Meghans humanitäres Engagement und ihre gewinnende Art generell eine Parallele zu Diana ziehen,“ schreibt er, doch „Meghan verfügt über ein inneres Gleichgewicht und eine Selbstsicherheit, um die Diana zumindest in ihrer Anfangszeit als Mitglied der königlichen Familie kämpfen musste.“

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Meghan Markle würde nicht vor Kameras fliehen, weil sie es gewohnt sei, vor ihnen zu stehen. Erfolgreich und selbstbewusst begegnete sie 2016 Prinz Harry und verzauberte ihn sofort. Am 27. November 2017 präsentierten sie sich nach ihrer Verlobung im Garten des Kensington-Palastes. Beide sind Scheidungskinder, verarbeiteten diese Erfahrung allerdings vollkommen unterschiedlich. Beide bereisten die Welt und entwickelten eine besondere Beziehung zu Afrika. Bis zu ihrem Blind Date kannte Harry weder Suits noch die Schauspielerin und Geschäftsfrau Meghan Markle, sie wusste nicht viel über den Prinzen. Also lernten sie sich unvoreingenommen kennen, erzählten sie der BBC. Andrew Morton zeichnet ein differenziertes Porträt von Meghan Markle und deutet Ursachen für mögliche Konflikte mit dem britischen Königshaus bereits an.

Andrew Morton: Meghan – Von Hollywood in den Buckingham-Palast. Ein modernes Märchen. Übersetzt von Heike Holtsch, Silvia Kinkel, Kristina Lake-Zapp, Jennifer Thomas, Sara Walczyk, Constanze Wehnes und Fabienne Weuffen; Heyne 2018, 320 Seiten