„Wie konnte inmitten einer Marktkrise Angela Merkels Satz von einer „marktkonformen Demokratie“ fallen und als Vision erscheinen und wieso gab es zwar Reparaturanstrengungen in Staaten, aber nicht in Märkten? Die Antwort lautet: Weil fast alle politischen und gesellschaftlichen Eliten die Theorie, dass der Markt es besser weiß als man selbst, mit einem Naturgesetz verwechseln.“ Der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher gilt zu Recht als jener Publizist, der zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellt und spannende Antworten findet. Sein Text beweise, dass die Kapitalismuskritik „inzwischen im Herzen des Kapitalismus angekommen“ ist, meint zutreffend Jakob Augstein. Denn wie aus seinen früheren Büchern zur alternden Gesellschaft oder zum Internet-Informationszeitalter gewohnt, durchleuchtet Frank Schirrmacher nun den „ökonomischen Imperialismus“ gründlich, vielseitig und überaus lesenswert.
Frank Schirrmacher: Ego – Das Spiel des Lebens. Blessing 2013, 352 Seiten
Wer die „12 Regeln für erfolgreichen Widerstand“ am Endes des Buches von Harald Welzer liest, denkt zuerst vielleicht an den bekannt-üblichen Motivationsklamauk: „1. Alles könnte anders sein. 2. Es hängt ausschließlich von Ihnen ab, ob sich etwas verändert. 3. Nehmen Sie sich deshalb ernst. 4. Hören Sie auf, einverstanden zu sein. 5. …“ Harald Welzer regt flott, plausibel und unterhaltsam anhand zahlreicher Beispiele vom Klimawandel bis zur Finanzmarktkrise dazu an, allzu schnell präsentierte Fakten und Schlussfolgerungen mit gesundem Menschenverstand zu hinterfragen. Gibt es überhaupt politisch korrekten Konsum? Wann wird das ökologische Gewissen nur beruhigt und nicht befriedigt? Wo endet Information und beginnt Manipulation? Wem dient die moralische Überhöhung von Skandalen? Dieses Buch provoziert zum Nachdenken.
Harald Welzer: Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand. S. Fischer 2013, 336 Seiten