Bücher von Naomi Klein sind sehr persönliche Berichte über eine Welt, die aus den Fugen gerät. Fünf Jahre lang recherchierte sie, um dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und Wirtschaftsordnung auf den Grund zu gehen. Fazit: Der Kampf gegen die Erderwärmung wird scheitern, weil er der herrschenden Ideologie entgegensteht. Von allein lassen sich die Energiekonzerne nicht auf einen Kurswechsel ein, der Markt wird das Problem ebenfalls nicht lösen: „Anders ausgedrückt, nur eine soziale Massenbewegung kann uns jetzt noch retten. Weil wir wissen, wo das gegenwärtige System hinsteuert, wenn es ungehemmt weiterläuft. Wir wissen auch, möchte ich hinzufügen, wie dieses System mit der Realität einer Serie von Klimakatastrophen umgehen wird: mit Gewinnmaximierung und eskalierender Barbarei, um die Gewinner von den Verlierern abzusondern.“ Naomi Klein rüttelt wach und fordert Aktion, weniger Diskussion. Die Fakten liegen auf dem Tisch.
Naomi Klein: Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima. Übersetzt von Christa Prummer-Lehmair, Sonja Schuhmacher und Gabriele Gockel; S. Fischer 2015, 700 Seiten
David Graeber gehörte zu den ersten Occupy-Aktivisten, der Slogan „Wir sind die 99 Prozent“ stammt von ihm. Mit dem tschechischen Ökonomen Tomáš Sedláček diskutiert er in „Revolution oder Evolution“ darüber, ob der Kapitalismus die aktuellen Probleme der Menschheit noch lösen kann. Die soziale Ungerechtigkeit wächst weiter, die Finanzkrise fordert immer neue Opfer, die Natur wird täglich mehr zerstört. Sedláček will reformieren, Graeber will abschaffen. Gelingt es, bestehende Wirtschaftsorganisationen auf das Gemeinwohl zu verpflichten oder ist bereits diese Absicht zum Scheitern verurteilt? Der Band dokumentiert ein munteres, wortgewaltiges Streitgespräch zweier prominenter Querdenker. Etwas mehr Kontroverse hätte ihm gut getan.
Tomáš Sedláček, David Graeber: Revolution oder Evolution – Das Ende des Kapitalismus? Übersetzt von Hans Freundl; Carl Hanser 2015, 144 Seiten