Vier rüstige Rentnerinnen und Rentner lösen Mordfälle, um geistig fit zu bleiben und dem gemütlichen Lebensabend in ihrer Seniorenresidenz etwas Spannung zu verleihen. Der britische Autor Richard Osman erfand das liebenswerte Quartett, um genau das auch bei seinem Publikum zu erreichen. Ein Tag, an dem nichts passiert, soll sich in einen aufregenden Tag verwandeln: „Wenn du einen langen Flug beginnst und die erste Seite meines Buches aufschlägst, möchte ich, dass du weiterliest, bis der Flug endet. Wenn du zuhause bist, liest du das Buch von morgens bis abends, weil du nicht aufhören kannst. Mein Job ist es, angenehm zu unterhalten. Wenn ich schöne Sätze schreibe, ist das toll. Wenn ich Leute zum Lachen bringe auch. Aber was ich eigentlich nur will, ist die Leute dazu zu bringen, dass sie immer wieder umblättern müssen.“ Wie gelingt ihm das?
Im jüngsten, vierten Fall gibt der Tod eines Antiquitätenhändlers dem Donnerstagsmordclub zahlreiche Rätsel auf. Als er Elizabeth (Ex-Geheimagentin), Joyce (früher Krankenschwester), Ron (zuvor Gewerkschaftsführer) und Ibrahim (pensionierter Psychiater) erfand, dachte Richard Osman an ihre Wirkung auf seine Leserinnen und Leser: „Wenn man schreibt, versucht man möglichst viele unterschiedliche Sichtweisen auf die gleiche Geschichte zu bekommen. Wenn man möglichst viele unterschiedliche Zugänge zur Story hat, kann man den Leser besser unterhalten. Komplett unterbewusst nahm ich vier Leute, die mit ihrem Hintergrund aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen, sodass das, was in der Mitte von ihnen steht, aus allen Winkeln beleuchtet wird. Also was auch passiert, es wird immer vier komplett unterschiedliche Reaktionen geben und wenn sie die gleiche Reaktion haben, ist das auch sehr eindrucksvoll.“
Graeme Robertson/eyevine/laif
Richard Osman entwickelte nach seinem Politik- und Soziologiestudium in Cambridge Gameshow- und Comedy-Formate für die BBC. Von 2009 bis 2022 moderierte er die Nachmittags-Quizshow Pointless (auf dem Foto von 2013 mit seinem Co-Gastgeber Alexander Armstrong), später folgten weitere Sendungen. „Ich begann im Fernsehen als Autor, schrieb Sitcoms und fand nicht, dass ich in jungen Jahren viel zu sagen hatte. Ich konnte Witze schreiben, aber hatte ich der Welt etwas mitzuteilen? Nicht wirklich. Dann erreichte ich eine Lebensphase, in der ich dachte, wenn ich nun ein Buch schreiben würde, vielleicht habe ich ein paar Dinge gelernt und ein paar Dinge gesehen, die bisher nirgends aufgeschrieben wurden. Ich habe darauf gewartet, dass sich mein Kopf mit meinem Herzen verbindet und dann meinen Stoff gefunden. Ich war immer ein Autor und wollte immer Romane schreiben.“ Nun folgt er einer einfachen Regel: „Kenne dein Publikum. Ich habe so viele Hits und Flops als TV-Produzent, als Moderator erlebt, ich weiß, was funktioniert und was nicht.“
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Inzwischen arbeitet er häufiger am Schreibtisch und weniger in Studios (auf dem Foto gehört er mit Tom Hanks zu den Gästen einer BBC-Weihnachtsshow 2022), nimmt sich mehr Zeit für seine Buchprojekte. „Niemand, der schon mal ein Buch geschrieben hat, wird sagen, dass es Spaß macht. Es war die Hölle, es war furchtbar“, erinnerte er sich. „Aber wenn ich jetzt zurückschaue, dann habe ich mich selbst zum Lachen und zum Weinen gebracht und dachte, das muss ein gutes Zeichen sein. Ich liebe es, in der Welt der Bücher zu sein. In ihnen drücke ich am besten aus, was ich sagen will. Ich bin ich froh, gewartet und es schließlich versucht zu haben. Von all den Dingen, die ich in meinem Leben produziert habe, bin ich am stolzesten auf die Bücher.“ Der Erfolg spornt Richard Osman an. Für seinen ersten Roman Der Donnerstagsmordclub, an dem er vier Jahre lang gearbeitet hatte, wurde er bei den British Book Awards 2020 zum Autor des Jahres gewählt. Nach dem nun erscheinenden Krimi gönnt er seinen Protagonisten eine Pause und startet eine weitere Detektivreihe.
Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt. Übersetzt von Sabine Roth; List 2023, 432 Seiten