Wer sich das Leben verderben will, sollte an den rationalen Menschen glauben, meint Rolf Dobelli. Wie kam er zu dieser Einsicht und was nützt sie ihm? „Versuchen Sie, Ihre Lebenspartnerin, Ihre Mitarbeiter, Ihre Chefin, Ihre Kunden oder Ihre Nachbarn mit glasklaren Argumenten auf Ihre Seite zu ziehen,“ schreibt er, „und Sie werden im Nu Ihren eigenen Verstand verloren haben.“ Denn bevor wir rational Argumente für oder gegen etwas finden, legt unser Unbewusstes bereits unsere Haltung fest und steuerte unsere Gefühle: „Werden Sie sich dieser irrationalen Voreingenommenheit bewusst, und begegnen Sie Ihren Instinkten mit Skepsis.“ Mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Verderben stürzt, wer sich völlig unrealistische Ziele setzt. Gerade bei sogenannten äußeren Zielen hängt sehr von der Beurteilung durch andere Menschen ab, ob sie erreicht werden. Schönheit, Ruhm und Popularität sind vergänglich, die Konzentration auf innere Ziele gibt dem Leben am besten eine Richtung: „Wenn es Ihnen gelingt, toxische Emotionen wie Wut, Neid, Selbstmitleid und ständige Nervosität aus Ihrem Repertoire zu streichen,“ rät Rolf Dobelli, „stellen sich Glück und Gemütsruhe von allein ein.“ Insgesamt 52 Methoden, sich in Schwierigkeiten zu bringen, stellt er vor und nennt passende Alternativen.
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Für seinen Tu-es-nicht-Ratgeber nutzt er die Methode der Inversion. Mit ihr lässt sich ein Problem lösen, indem es komplett umgedreht wird. Weil Erfolgsgeschichten weitererzählt und Erfolgsfaktoren reproduziert würden, blieben Misserfolge oft unbeachtet und als Wissensquelle ungenutzt. Dabei könne aus Fehlschlägen mehr gelernt werden als aus Ratschlägen, denn Hindernisse auf dem Weg zum Glück ließen sich schneller erkennen: „Lernen Sie aus den Fehlern anderer, und studieren Sie Flops – sowohl die der anderen als auch die eigenen,“ fasst Rolf Dobelli zusammen, „Anstatt herauszufinden, was mich gesund macht, konzentriere ich mich darauf, ungesunde Gewohnheiten zu vermeiden. Anstatt zu überlegen, wie ich produktiver sein kann, identifiziere und eliminiere ich Ablenkungen. Anstatt nach Wegen zu suchen, reich zu werden, vermeide ich absehbare Verluste.“ Das gilt seiner Meinung nach auch für Bücher. Gute Texte sollten zweimal gelesen werden, um den Inhalt besser zu speichern. Notizen, Mindmaps und andere Zusammenfassungen helfen dabei. Die Auswahl sollte den eigenen Kompetenzkreis stärken, alles andere sei irrelevant. Rolf Dobelli lädt mit sehr klaren Worten ein, eigene Routinen und Denkmuster zu hinterfragen.
Rolf Dobelli: Die Not-To-Do-Liste – 52 Wege, die größten Lebensfehler zu vermeiden. Piper 2024, 352 Seiten