Syriza hatte in Griechenland die Wahl noch nicht gewonnen, als Thomas Piketty im Januar 2015 schrieb: „Das Bedrückendste an der europäischen Krise ist die Verbohrtheit, mit der die Führung Europas ihre Politik als einzig mögliche darstellt und jede politische Erschütterung fürchtet, die dieses schöne Gleichgewicht stören könnte.“ Piketty beobachtet für die Zeitung „Libération“ regelmäßig die Finanzkrise, Beiträge ab 2008 fasst sein neues Buch zusammen. Er beantwortet ganz einfache Fragen („Soll man die Banken retten?“), entgegnet schlimmer Propaganda („Nein, die Griechen sind nicht faul“) und fordert zum Handeln heraus („An die Urnen, Bürger!“). So liefert er treffsichere Argumente zur Debatte über die Zukunft von Europas Währung.
Thomas Piketty: Die Schlacht um den Euro – Interventionen. Übersetzt von Stefan Lorenzer; C.H.Beck 2015, 175 Seiten
„Deutschland wurde durch die Krise der Eurozone gestärkt, es wurde zum dominaten Exportland und wichtigstem Kapitalgeber des Kontinents. Es hat Frankreich in den Schatten gestellt und verfügt in der EU nun über eine beispiellose politische Macht. Doch Deutschlands gegenwärtig so mächtige Position steht auf tönernen Füßen.“ So beschreiben Heiner Flassbeck und Costas Lapavitas die Lage Anfang 2015. Ihre These: In Deutschland wurde die Wettbewerbsfähigkeit über Reallohnkürzungen erreicht, gleichzeitig litt aber auch die Inlandsnachfrage. Sie warnen deshalb vor Deflation und Depression, weil die Sparpolitik und der den Schuldnerländern in der Eurozone verordnete Sozialabbau absehbar den Kontinent in die Rezession treiben. Wenn der Euro überleben soll, komme Deutschland daher eine besondere Verantwortung zu. Die Autoren diskutieren zahlreiche Szenarien, darunter auch den Austritt einzelner Länder aus der Währungsunion.
Heiner Flassbeck, Costas Lapavitsas: Nur Deutschland kann den Euro retten – Der letzte Akt beginnt. Westend 2015, 192 Seiten