In den nächsten Monaten wird darüber diskutiert, wie die Verhältnisse in unserem Land gerechter gestaltet werden. Dabei hilft es, das Buch von Ulrich Schneider gelesen zu haben. Denn der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes schildert präzise, wie zerrissen Deutschland ist, und nennt die gravierenden Folgen der Arbeit der letzten Bundesregierungen beispielsweise für Erwerbslose, Alleinerziehende, Rentnerinnen und Rentner: „Das neoliberale Rezept zur Armutsbekämpfung heißt: Willst du den Armen helfen, dann gib den Reichen.“ Doch Schneider zeigt auch, wo der Hebel für Veränderungen angesetzt werden muss. Er diskutiert fundiert Konzepte für die Renten- und Arbeitslosenversicherung, eine Grundsicherung im Alter, die Stärkung von Familien und eine gerechte Steuerpolitik. Seine Argumentation ist schlüssig und fordert Antworten.
Ulrich Schneider: Kein Wohlstand für alle!? Wie sich Deutschland selber zerlegt und was wir dagegen tun können. Westend 2017, 240 Seiten
Wird Ungerechtigkeit kritisiert, berufen sich ihre Profiteure gern auf die Globalisierung. Da kommt ihre Untersuchung durch Angus Deaton gerade recht. Der Wirtschaftsnobelpreisträger 2015, selbst aus ärmsten Verhältnissen stammend, räumt gründlich mit zahlreichen Mythen auf. Sicher, es geht der Menschheit insgesamt so gut wie nie zuvor, doch: „Die Ungleichheit in der Welt ist enorm.“ Wie kommt sie zustande? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Fortschritt und Ungleichheit? Wodurch kann der Lebensstandard weltweit gesteigert werden? In der Diskussion bezieht sich Deaton oft auf die USA, was angesichts der beginnenden Präsidentschaft von Donald Trump weitere Fragen aufwirft. Am Ende wird klar: Mit dem Klimawandel sowie ungelösten Konflikten zwischen bestehenden und aufstrebenden Ländern warten weitere Herausforderungen.
Angus Deaton: Der große Ausbruch – Von Armut und Wohlstand der Nationen. Übersetzt von Thorsten Schmidt und Stephan Gebauer; Klett-Cotta 2017, 460 Seiten